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Das KTV-Zone-Forum...
mein kulturbeitrag (aka im betrunkensein geschichten schrweiben)
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matze2910

Plankenschrubber
16.12.2004
22:09 Uhr
„Wow! Was war das denn?“, fragte Powl erregt.
„Ein Verbindungssystem. Krasse Farben, was?“, antwortete Bungee schlicht.
„Ja! Wow! Aber wo sind wir?“, fragte Powl weiter.
„Im Reich der Erhabenen!“
„Reich der Erhabenen? Das ist doch ein Spielzeugladen hier!? Und wenn ich mich recht entsinne, ist es der Laden gleich um die Ecke von mir...!“, gab Powl zu verstehen.
„Mag sein...“
„Warum sind wir dann nicht zu Fuß gegangen? Wir waren eine halbe Stunde in deinem Verbindungssystem unterwegs. Zu Fuß wären wir in 5 Minuten hier gewesen!“
„Powl... ich kann es mir nicht leisten zu Fuß zu gehen. Ich muss auf mein Image achten! Wie sähe es denn aus, wenn ich hier ‚normal‘ reingegangen wäre? Aber egal jetzt. Wir müssen zu der Erhabenen!“, gab Bungee zu verstehen.
„Wer ist das? Ich meine, DAS ist doch nur ein Spielzeugladen?!“
„Da sieht man mal wieder, dass Menschen wirklich sehr ignorant sind. Komm, wir müssen da lang.“ Powl und Bungee gingen vom Eingangsbereich des Ladens, wo es nur Holzspielzeug gab, in den Mittelteil. Hier gab es allerlei Schnickschnack. Von Stehaufmännchen bis hin zu Jojos.
Ein leichter Geruch von Farbe lag im Raum. Viele kleine Kinder hatten sich zum Gesichtbemalen getroffen und verteilten fleißig den Duft nach Farbe. Sie wuselten überall herum und blieben staunend vor Bungee stehen, als sie ihn entdeckten. Sie begannen sich zu streiten, ob er nun ein Meerschweinchen oder doch ein Zwergkaninchen sei. Sie wurden immer lauter und lauter, so dass Bungee mit einem lauten Knurren einschreiten musste, damit sie endlich still wurden. Leider verkehrten sich Bungees Erwartungen ins Gegenteil und die Kleinen fingen an zu weinen. Einige weinten so stark, dass ihnen die Farbe vom Gesicht lief. Das tat Bungee leid und er vollführte einige Saltos und Pirouetten. Die Kinder klatschten begeistert.
Powl bekam von dem allerdings rein gar nichts mit. Er stand mit großen Augen an der Kasse und betrachtete die Kassiererin. Er konnte es kaum fassen. Es war das Mädchen, dem er geholfen hatte.
Die Kassiererin drehte sich um und lächelte, als sie Powl erkannte.
„Hallo, was ich für dich tun, mein Fahrradspezialist?“ Powl stockte der Atem. Sein Sprachsystem setzte vollständig aus und seine Knie wurden so weich wie Gelee.
SIE erinnerte sich an IHN! Und dazu war er noch IHR Fahrradspezialist. Powl lächelte etwas unsicher und überlegte, ob das Kribbeln im linken Arm einen Herzinfarkt andeutete oder ob die Schmetterlinge, die vorher noch in seinem Bauch waren, sich einen Spaß machten und mal den linken Arm erkundeten. Es war nichts von beidem. Es war lediglich Bungee, der jetzt ein Fass aufmachte und etliche Turnübungen vollführte, um die Kinder zu beeindrucken und Powl dabei ab und zu berührte.
Die Kassiererin hatte anscheinend ein ähnliches Gefühl. Auch sie beschränkte sich zunächst aufs Lächeln.
„ÄHEM!“, räusperte sich Bungee lautstark.
Die Kinder hatten endlich den Laden verlassen und Bungee konnte sich nun wieder der Sache widmen, weswegen er und Powl hier waren. Powl und die Kassiererin zuckten zusammen und richteten ihre Blicke auf Bungee.
„Hey, wo ist die Chefin?“
„Hinten im Lager.“, antwortete die Kassiererin und zeigte auf eine Tür mit der Aufschrift „Kunden WC“.
„Powl du bleibst hier! Ich spreche erstmal allein mit ihr.“ Daraufhin ging Bungee zur Tür und verschwand dahinter.
Powl stand immer noch wie angewurzelt an der Kasse. So langsam kam er sich dämlich vor noch nichts gesagt zu haben. Dann schnappte er sich irgendeine Postkarte aus dem Kartenregal hinter ihm und legte sie auf den Tresen.
„Ist für meine Oma! Zum Geburtstag.“, sagte er stolz und lächelte. Seine Mundwinkel schienen dabei an seinen Ohrläppchen fest getackert zu sein.
Die Kassiererin lächelte ebenfalls. Doch ihr Gesicht verzog sich stark, als sie die Aufschrift auf der Karte las. „Danke für die letzte Nacht!“ Powl verstand ihren Gesichtswandel nicht und schaute sich die Karte an.
„Ähm, nein. Es ist nicht so wie es aussieht!“, brabbelte er hastig.
Er riss ihr die Karte aus den Händen und legte die 2m vom Kartenhalter hin und zurück in einer Sekunde zurück.
„Die hier wollte ich.“, sagte er verlegen und lächelte. Das Gesicht der Kassiererin wuchs wieder in das betörende Lächeln hinein.
„Macht dann 80 Cent.“, sagte sie freundlich und hielt ihm die Hand hin. Powl legte ihr das Geld behutsam auf die Handfläche und berührte sie dabei mit seiner Fingerspitze. Ein Schauer, nein ein Blitz durchschoss seinen gesamten Körper. Kurzzeitig verlor er seine vollständige Sehkraft. Er musste sich schütteln.
„Alles in Ordnung?“
„Ja alles bestens“, gab er drucksend von sich.
„Möchtest du den Kassenbon?“, fragte sie etwas verlegen.
„Nein danke.“
„Soll ich dir die Karte in eine kleine Tüte einpacken?“
„Nein danke. Wirklich nicht.“, antwortete er lächelnd.
„Wirklich nicht? Sie wird vielleicht schmutzig oder bekommt Eselsohren.“, betonte sie – lächelnd.
„Na gut. Wenn du das sagst...“ Sie steckte die Karte in ein kleines Papiertütchen und schob sie zu ihm hin.
„Danke!“, entgegnete er und warf keinen Blick auf die Tüte.
Er war viel zu fasziniert von ihrem Lächeln. Noch nie hatte er jemanden so lange lächelnd sprechen gesehen und er selbst hatte noch nie so lange lächelnd gesprochen.
Selbst die Zeit hatte so etwas noch nie gesehen und blieb einen Augenblick lang stehen. Powl nutzte diesen Augenblick um sich die Kassiererin genauer anzusehen. Diese Augen. Sie glitzerten wie Kristall. Die kleinen Grübchen waren das Niedlichste, was er je gesehen hat. Und ihr Mund kam für Powl einer Offenbarung der menschlichen Schöpfung gleich. Kurzum, er war irgendwie kurz davor sich verlieben zu können.
Dann erinnerte sich die Zeit an ihren Job und zog schweren Herzens weiter. Gerne hätte sie noch ein wenig zugeguckt.
Auch Powl fand aus seinem rosa Gedankennebel heraus und fragte sich wo Bungee war, als dieser gerade aus dem Lager kam und ihn heran winkte.
Mit einem Lächeln entschuldigte er sich und ging mit fragendem Blick zu Bungee.
„Und was jetzt? Was hat sie gesagt?“
„Komm mit!“, sagte Bungee ruhig. Powl guckte noch kurz zur Kassiererin.
Sie stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab und lächelte ins Nichts.
matze2910

Plankenschrubber
21.12.2004
19:29 Uhr
Dann folgte er Bungee in den WC-Lagerraum. Dieser war über und über mit Kartons gefüllt, die bis zur Decke gestapelt waren. Anhand des Staubes hätte man sicherlich die letzten 10 Jahre dieses Raumes nachkonstruieren können, wenn man sich die Mühe gemacht hätte die Schichten zu zählen.
Vier Türen führten aus diesem Raum raus. Durch die eine waren sie hereingekommen.
Auf 2 Türen waren die typischen Geschlechtssymbole abgebildet. Auf der Letzten war nichts zu sehen. Powl blieb stehen und fragte sich, warum man die Toiletten als Lagerraum benutzte. Und wenn das hier das Lager war, was war denn das wirkliche Lager? Und musste noch nie ein Kunde auf Toilette? Und wenn man bedenkt...
„Jetzt komm schon!“, forderte Bungee und riss Powl aus seinem Grübeln heraus.
Sie gingen durch die nicht beschriftete Tür, der sich ein langer, grün-gekachelter Gang anschloss. Powl konnte kein Ende erkennen. Doch er sagte nichts und ging Bungee zuversichtlich hinterher. Nach einer viertel Stunde waren sie am Ende angekommen.
„Sag mal, warum haben wir nicht dein Verbindungssystem benutzt?“
„Sei nicht albern! Den kurzen Weg kannst du doch ruhig mal zu Fuß gehen!“
„Aber vorhin...“
„Nichts da! Ich will jetzt nichts hören! Wir sind gleich da.“, sagte Bungee ziemlich angespannt. Er öffnete die Tür und ein weiterer dunkler und staubiger Raum offenbarte sich Powl.
Ein lautes Röcheln erklang und aus einer dunklen Ecke trat eine riesige Gestalt. Sie war mindestens 2 Meter hoch und genauso breit, schätzte Powl. Große gelbe Hauer blitzten aus ihrem Mund hervor und ihre Augen standen unheimlich weit auseinander. Zudem verbreitete die Gestalt einen unbeschreiblichen Gestank.
Powls Atmung blieb stehen. Irgendwo zwischen Bauchnabel und Hals verweigerten alle Organe jegliche Bewegung. Sein Herz wusste nicht mehr, ob es das Blut durch den Körper pumpen oder doch lieber pressen sollte. Dann sank er auf die Knie und blickte zu Boden.
„Was machst du da?“, fragte Bungee entgeistert.
„Ich erweise der Erhabenen doch nur meine Ehrerbietung.
„WAS?“, fragte Bungee entgeistert.
„Ja! Sie scheint ja ein hohes Tier zu sein. Ich will doch nur höflich sein!“ Powl kniete immer noch und behielt den Blick weiterhin unten.
„Powl, verdammt! Sei nicht albern! Das ist doch bloß Frieda! Die Lageristin hier.“
Powl fühlte sich, als hätte er an einem Starkstromkabel geleckt. Er stand auf, klopfte sich die Hose staubfrei und tat so als wäre nichts gewesen.
Als sie Treppe hinabgingen, die hinter ein paar weiteren Kisten verborgen war, murrte Powl: „Wie lang dauert das denn noch?“. „Wie konntest du eigentlich so schnell von der Erhabenen zurück sein? Du warst doch nur 10 Minuten weg und wir laufen jetzt schon fast eine halbe Stunde.“, fügte er hinzu.
„Keine Zeit für Details!“, schnaufte Bungee und schob mit seinen kleinen Pfötchen die riesige Stahltür am Ende der Treppe auf.
jojojobe2002

reg. User
26.12.2004
15:41 Uhr
MANN! du kannst ein echt zu grund und boden schreiben:o)
matze2910

Plankenschrubber
26.12.2004
16:28 Uhr
hmmmm... was solln das heißen? gut oder schlecht? :-?
Sibi

KTV-Zone.de Team
26.12.2004
19:28 Uhr
Definitiv GUT!
jojojobe2002

reg. User
27.12.2004
13:39 Uhr
ja...schon.. nur meine armen äuglein werden nach 3 seiten lesen immer ganz müde;o)
(liegt wohl an dieser flimmernden kiste die an meinenm rechner angeschlossen ist:o)
matze2910

Plankenschrubber
04.01.2005
07:06 Uhr
„Quartzot!“, hallte es den beiden entgegen.
„Quartzot omm Xürlibzt!“, echote es gleich danach.
„Ähm Bungee?“, fragte Powl und guckte Bungee dabei auch fragend an.
„Frag doch nicht so blöd. Sie heißt uns willkommen. Verstehst du das nicht?“
„Du VERSTEHST das?“, fragte Powl verwirrt. „Ja natürlich! Ach... warte ich habe ja total vergessen, dass du erst noch was machen musst, damit du sie verstehst.“
„Ihre Sprache lernen?“, witzelte Powl.
„Nein Powl... Sag mal ehrlich, du bist ein wenig dement, oder? Die ganze Zeit lamentierst du nur rum und verstehst gar nichts von dem, was ich sage.“
„Hör mal zu ja?! Ich liege friedlich im Bett und dann kommst du und zerstörst meine Wohnung und schleppst mich hier und da hin und sprichst zudem nur in Rätseln. Weißt du, ich kann auch gehen. Is‘ mir doch alles scheiß egal hier!“
„KRAWENZL!“, durchschoss es den Raum, so dass ein wenig Putz von der Decke fiel.
„Gut Powl, wir regeln das später. Die Erhabene ist schon sehr erregt wegen uns.“
Powl trat gegen einen kleinen Stein und setzte sich anschließend auf den Boden. „Und jetzt? Wie verstehe ich sie nun?“, fragte er gelangweilt.
„Ganz einfach.“, sagte Bungee und zog einen Joint hervor. „Los rauch ihn!“, forderte er Powl auf.
„Was? Kiffen? Wie jetzt?“, wunderte sich Powl. „Hör doch bitte einmal auf alles in Frage zu stellen und jetzt kiff halt endlich!“
Die ganze Sache erschien Powl zwar ziemlich suspekt aber einem Joint konnte er nicht widerstehen. Das würde zwar die ganze Angelegenheit nicht auflösen aber zumindest würde er schön breit sein und seinen Spaß haben.
Unter aufmerksamer Betrachtung von Bungee zündete er den Joint an und stieß ein paar weiße Wölkchen aus.
„Quartommen!“, hörte Powl die Erhabene sagen. Dieses mal schien es ihm verständlicher zu sein.
Die Wände des dunklen Raumes verfärbten sich langsam und eine Discokugel wuchs aus der Decke. Powl guckte den Joint verdutzt an. So langsam schien er zu begreifen und er zog noch mal gierig am Joint.
„Willarommen!“
Die Discokugel begann sich zu drehen und reflektierte die neu erschienen, farbenfrohen Scheinwerfer. Bungee sah Powl erheitert zu und forderte ihn, mit einer Handbewegung, auf noch einen Zug zu nehmen.
„Willkommen!“
Powl prustete vor Schreck und verschluckte sich am Qualm. Er hustete stark und bemerkte nicht, wie aus dem kahlen Raum ein Partykeller im 70er Jahre Stil geworden war.
Als er zu ende gehustet hatte und sich umsah, fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf.
Die Wände waren in bunten Farben angestrichen und 3 Discokugeln drehten sich jetzt im Licht von mehreren Dutzend bunter Scheinwerfer.
„Wow... krasses Zeug! Was hab ich da geraucht?“
„Das war dein eigenes Dope, Powl.“
„Wa.. wa.. was? Du hast meinen Stoff geklaut?“, fragte Powl entsetzt.
„Ja. Es war notwendig. Du hättest die Erhabene sonst nie verstanden.“, sagte Bungee.
„Wo ist sie denn? Ich kann sie nicht sehen.“
„Ich bin überall in diesem Raum Powl. Ich bin in dir. Ich bin in den Wänden. Ich bin...“, erläuterte die Erhabene.
„Krass... aber kannst du nicht irgendeine Form annehmen? Ich steh nicht so auf unpersönliche Gespräche.“, schnitt ihr Powl das Wort ab.
„Klar, pass auf!“, sagte die Erhabene stolz. Die Lichter gingen für einen kurzen Moment aus. Stille. Dann gingen sie wieder an, doch es war nichts passiert. Powl konnte die Erhabene immer noch nicht sehen.
„Wo bist du?“
„Ich bin hier!“, antwortete Bungee.
„Du bist in ihm drin?“
„Ja, guck!“, sagte Bungee und stieß seinen Kopf gegen die Wand. „Ich kann alles mit ihm machen, was ich will!“
„Geil...!“ Powl ging auf Bungee zu und versetzte ihm einen Hieb gegen den Kopf. „Das war für deine Arroganz.“ Dann riss er ihm ein Barthaar aus. „Und das für mein geklautes Dope!“ „Hey hey, sachte! Er kriegt alles mit!“
„Oops...“, rutschte es aus Powl heraus.
„Egal, nun zu dir. Unus Primus kam zu mir und erzählte von dir. Ich glaube du könntest uns sehr behilflich sein.“
„Okay, fein, fein. Aber wer ist Unus Primus?“
„Du nennst ihn Bungee. Ich nenne ihn Unus Primus.“
„Und wie heißt du, wenn ich mal fragen darf?“
„Ich habe keinen Namen. Wozu auch? Es kennen mich nur 3 Leute. Einer davon ist Unus Primus und einer davon bist du. Von daher ist es mir nicht wichtig einen Namen zu haben.“ „Was seidŽn ihr für ein Verein, wo ihr keine Namen habt...?!", fragte Powl und fuhr gleich fort: "Aber ist ja auch egal. Also, wie kann ich euch denn behilflich sein? Ich hab immer noch keinen Plan davon, was eigentlich Sache ist.“
„Powl, wir sind alle in großer Gefahr.“, sagte Bungee eindringlich bestürzt. „Inwiefern? Gibt’s bald kein Dope mehr?“, witzelte Powl.
Bungee warf ihm einen strafenden Blick, wie Bungee als er selbst es nicht besser hätte tun können, zu.
„Okay, sorry. Žs liegt am Gras...“
„Seit einiger Zeit treibt eine böse Gestalt sein Unwesen im „Himmel“. Und...“
„Im Himmel???“, unterbrach Powl die Erhabene abermals.
„Ja, ihr nennt es Himmel. Aber eigentlich ist es nur eine andere Ebene der Existenz. Etwas zwischen hier und allem anderen. Es ist nichts Konkretes, doch dafür sehr tatsächlich. Wir haben deswegen auch keine Bezeichnung dafür.“
„War ja klar...“, raunte Powl.
„Der „Himmel“ ist der Ort aller Wesen, die wirken – die erschaffen. Leider auch der Wesen die strafen und zerstören. Eines davon hat die Kontrolle über den „Himmel“ übernommen und stürzt alles ins Chaos. Und seitdem Jahwe verschwunden ist, gibt es niemanden mehr, der es aufhalten könnte.“
„Jahwe? Wer ist das?“, wollte Powl wissen.
„Er ist euer Erschaffer. Der Begründer eurer Existenz.“
„Ach du heilige Scheiße... Gott?“, fragte Powl hastig. Bungee nickte bedächtig. Powl erhob sich aus seinem Schneidersitz, um sich anschließend gleich wieder setzen zu können.
„Also ist das alles war? Gott hat die Welt erschaffen? Adam und Eva waren die ersten Menschen? Oder wie?? Was ist der Sinn des Lebens?“, sprudelte es aus Powl heraus.
„Nein..., ganz so war es nicht. Und einen Sinn... Ich glaube nicht... Aber darum geht’s jetzt auch nicht! Du musst mit Unus Primus in den „Himmel“ gehen und versuchen herauszufinden, was da vor sich geht. Sonst... sind wir alle zum Scheitern verurteilt...“
Die Erhabene in Bungees Körper starrte auf den Boden und ging im Kreis. Das Licht der Scheinwerfer erlosch langsam, bis es wieder so dunkel wie zuvor war.
matze2910

Plankenschrubber
12.01.2005
08:16 Uhr
Powl saß allein auf dem Boden und versuchte sein Weltbild zu korrigieren. Auf einmal ergab das Leben noch weniger Sinn als vorher. Die Welt war ihm auch ohne einen Gott schon verrückt genug. Er hatte sich nie etwas aus Religionen gemacht. Es war ihm immer egal gewesen, ob es einen Gott gäbe oder nicht. Aber jetzt, da es ihn anscheinend gab, machte es Powl verrückt.
Er war seither der Überzeugung gewesen, dass der Mensch alleine bestimmt, was er tut. Dass er nicht von einem Gott erschaffen wurde. Dass eine zufällige Mutation das Heranwachsen des Menschen ausgelöst hatte. All die Kriege, die geführt wurden. All der Hass, der wegen Religionsverschiedenheiten herrschte. Das alles erschien ihm plötzlich lächerlich erbärmlich. Mit seinem Wissen. Erschöpft erhob sich Bungee vom Boden. Noch immer war der Raum dunkel. Die Erhabene hatte den Raum wohl verlassen.
Powl war mit seinem Wissen allein und er spürte, dass er es auch bleiben würde.
Was hatte Gott damit bezweckt uns zu erschaffen? Warum war er nie da? Diese ganzen Religionsfragen surrten zum ersten mal durch seinen Kopf. Jetzt wo er wusste, dass es einen Gott gab, zweifelte er zugleich, zum ersten mal, an ihm.
Dieses uneingeschränkte, allumfassende, von viele vergeblich gesuchte, alles erklärende, nichts bestätigende, ungefragte Wissen ließ ihn schaudern.
Powl hatte sich schon immer sehr existent gefühlt. Lebend, als Mensch auf Erden. Sowohl denkend, als auch handelnd. Jetzt aber spürte er förmlich, dass es ihn selber gibt. Dass er lebt. Diese ganzen Bedenken, wozu die Menschen da sind und was sie tun sollen, fielen von ihm ab. Es war, als ob sich ein zu festgezogene Mullbinde von seinem Kopf gelöst hätte. Er erkannte, und das sagte auch die Erhabene, dass das Leben keinen Sinn hat. Und dieser Gedanke schnürte sich wie ein neuer Verband um seinen Kopf. Nur diesmal mit Reißzwecken behaftet.
„Au, verdammt! Wieso brummt mir der Schädel und meine Schnauze?“, maulte Bungee.
„Bungee, wir müssen in den Himmel. Sofort!“, befahl Powl.
„Ja, ja ich weiß! Lass mich erstmal ausruhen. Ich hasse es, wenn sie das tut.“
„Was wer tut?“, fragte Powl.
„Na die Erhabene. In den Körper schlüpfen. Durch mich reden und so.“
Bungee lehnte sich gegen die Wand, die seinen Kopf vorhin schlagartig begrüßte, und zwirbelte an seinen Barthaaren.
„Verdammt, wo ist mein Barthaar hin?“ Powl hielt es seltsamer Weise immer noch in der Hand und stopfte es sich schnell in die Hosentasche. „Ich weiß nicht...?“, sagte er unschuldig.
„Ist ja auch nicht weiter wichtig.“, bemerkte Bungee und tippte mit seinem Zeigerfinger auf die Stelle, wo das Haar fehlte, woraufhin sofort ein neues wuchs.
„So Powl, auf geht’s, sag ich dann mal! Hopp hopp!“
„Warte mal...“ Powl stand auf und ging zu Bungee. „Hat das Leben einen Sinn?“, fragte er.
„Das fragst du mich?“ Bungee zuckte nervös hin und her. „Ja, wen denn sonst, hm?“ Bungee zuckte nervös vor und zurück. „Ich ähm... ähm... kann’s dir nicht sagen. Jetzt noch nicht...“ Powl blickte Bungee eindringlich an. „Die Erhabene meinte es gäbe keinen Sinn...“ Bungee zuckte diagonal von schräg vorne nach schräg hinten. „Lassen wir das Thema mal eine Weile ruhen, okay?! Du wirst schon noch merken, was hinter allem steckt. Wir sollten jetzt unser Hauptaugenmerk auf Takama-ga-hara legen!“
„Tamaka kara?“, fragte Powl abwesend.
„Takama-ga-hara! So nenne ich den Ort, den ihr Menschen Himmel nennt. Wir müssen raus und eine öffentliche Toilette suchen. Komm!“
Bungee stand auf und passierte bereits die große Tür, als Powl sich besann und ihm nacheilte. Den ganzen Weg zurück zum Spielzeugladen, vorbei an Frieda und den Kartons, den langen Gang entlang, bis zu den Toilettenräumen, war Powl wie paralysiert. Er sagte kein Wort mehr. Auch als sie den Laden wieder betraten, konnte sich Powl nicht zusammenreißen. Er trottete Bungee einfach hinterher, vorbei an der Kassiererin, die Bungee freundlich verabschiedete... – die Kassiererin! Powl war schon einige Schritte wortlos an ihr vorbeigegangen, als es ihn plötzlich zurückruckte.
Er drehte sich langsam um. Sie stand direkt vor ihm. Ihre Hand auf seiner Schulter. Sie legte seine auf ihre.
„Powl, so heißt du doch, oder? Komm wieder zu dir! Es ist schockierend, ich weiß. Diese ganzen Fragen ohne Antwort, wegen der Antwort auf diese ganzen Fragen. Beruhige dich und komm endlich her!“, sagte sie und zog ihn an sich.
Ohne es zu bemerken war sein Gesicht direkt vor ihres geraten. Ihr Atem, süß wie Bonbon, ihr Parfüm, charmant.
Bungee wusste, was sie vor hatte. Er war schon mit so vielen hoffnungsvollen Menschen hier gewesen, doch bis jetzt konnte niemand seine Erwartungen erfüllen. Sie kamen alle nicht mit dem Wissen zurecht. Wenn sie einmal darüber nachdachten, war es schon zu spät.
Manche wurden orientierungslos und einige sprachen nie mehr im Leben auch nur ein einziges Wort. Es war immer das gleiche.
Die Kassiererin war schon seit hunderten von Jahren dafür zuständig Menschen für ihn zu suchen. Sie hatte einen Instinkt, kann man sagen. Sie konnte ihn nur noch nicht so recht beweisen.
Doch Bungee erschien es, als ob sie ein gewisses Interesse an Powl hätte. Irgendeine Art zielgerichtetes Interesse ihn zurück zu holen. Zurück aus seinem Kopf. Sie war sich sicherer als sonst, hatte er das Gefühl.
Bungee kannte sie schon lange und noch nie hat er sie so gesehen. So willensstark, ihn endlich gefunden zu haben. Den einen, der der ganzen Misere ein Ende bereiten sollte.
Powl sah die Kassiererin durch einen Nebel hindurch. Er kniff die Augen zusammen, um den Blick zu schärfen. Doch die Umrisse verschwammen immer mehr, so sehr er sich auch anstrengte.
„KEINEN SINN! KEINEN SINN!“, hämmerte es ihm durch den Kopf. Sein Herz schlug den Rhythmus zu dieser Formel. Seine Adern zogen sich bei jedem Impuls zusammen und erreichten nur schwer die angemessene Geschwindigkeit seinen Kopf mit Blut zu versorgen.
„KEINEN SINN! KEINEN SINN!“ Sein Blickfeld verengte sich zu einem Tunnel, dessen Ende sehr unklar vor ihm lag.
„KEINEN SINN! KEINEN SINN!“
Er hörte eine Stimme. Sie klang sehr dumpf. Er fühlte sich zwischen 2 Wänden, die aufeinander zurasten. Er sehnte sich nach Ruhe. Nach Vergessen. Seine Haut spannte sich und seine Augen tränten. Er schloss sie. Die ganze Welt ist nichts. Er hatte es grausam begriffen. Er war bereit das zu tun, was alle bis jetzt getan hatten – ergeben.
„Powl“, sagte die Kassiererin ruhig, „du bist nicht allein. Komm zu dir. Powl! KOMM ZU DIR!“
Powl erhob seinen Kopf und starrte ihr geistesabwesend in die Augen. Der Tunnel, den er sah, waberte vor und zurück, als könne er sich nicht entscheiden wohin.
„Powl, mein lieber Powl, bitte komm doch zu dir!“, schrie sie und fiel ihm um den Hals. Sie weinte. Powl sah und hörte es nicht. Er spürte es. Er fühlte ihre Nähe. Diese Wärme. Er roch Bonbon.
Ein tiefer Seufzer brach aus ihm heraus. Ganz unverhofft. Plötzlich -. Bungee hob ungläubig seinen Kopf.
„Weine nicht, ... äh... wie auch immer du heißt!“, stammelte Powl.
Die Kassiererin kam langsam aus der Umarmung hervor. Sie sah ihn an. Powl konnte ihr Gesicht erkennen. Langsam löste sich der Nebel auf. Der Tunnel fuhr zögernd rückwärts durch ihn hindurch. Der kleine Ausschnitt von ihrem Gesicht wurde immer größer und klarer. Sein Herz entspannte sich und seine Haut löste sich aus der Verkrampfung. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen. Als er sie aufmachte, sah er ihr wunderschönes Gesicht über und über mit Tränen bedeckt. Sie lächelte.
„Ich... ich habe keinen Namen, weißt du...?“, sagte sie zögernd.
„Ja schon klar... Ihr kommt wohl alle aus einer Ecke...“, sagte Powl lächelnd.
Bungee konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn er wusste, Powl war wieder voll da.
matze2910

Plankenschrubber
16.01.2005
01:04 Uhr
„Es ist meine Schuld. Sie sind gestorben, so sterbe denn ich! Durch meine eigene Hand – indem ich sie nicht mehr erhebe für mich. Ich rühre mich nicht mehr. Seit Stunden. Oder Tagen. Ich leide ihren Schmerz, den sie ertrugen, ohne mich. Meine Kraft lässt nach, so hoffe ich – alsbald.
Kann mich nicht mehr ertragen. Mein Dasein widert mich an. Würde ich doch atmen... einfach atmen, um damit aufzuhören. Ein elendes Los ist meine Macht. Könnte ich doch verfallen, wie diese Stadt und alles drum herum. Ich wäre glücklicher dem Tod nahe zu sein, als der Ewigkeit, wie immer.
Zu lange dauere ich an. Verlor den Überblick, den Ehrgeiz. Würde ich doch trinken müssen, um verdursten zu können. Nur mein Augenlicht lässt nach. Jedoch reicht es, um meinen Frevel zu erkennen.
Ich habe sie allein gelassen. Jetzt bin ich allein unter ihnen. Gehe an ihnen vorbei. Über sie hinweg. Meine Kinder...
Meine armen, armen Kinder. Sie blicken mich an.
Ihre Augen sind starr. Gerichtet – auf mich, rot, wie mein Blut.
Sie sind gefallene Monumente. Wie Büsten, Skulpturen. Sie haben kein Leben, aber sie stellen es dar. Sie verlangen danach in ihrem Tod. Vielleicht, so wenn ich denn will, schaffe ich es meinen Geist zu löschen, so dass mein Körper, den ihren gleich, mahnend darniederliegt – für immer.“

Bungee und Powl waren schon so einige Meter vom Spielzeugladen entfernt, als sie sich zum ersten mal flüchtig in die Augen sahen. Keiner von beiden hatte auch nur die geringste Lust etwas zu sagen.
Powl war noch ein wenig vernebelt. Doch er war froh, dass er aus diesem Zustand herausgekommen war. Bungee wollte Powl nicht ansprechen, weil er wusste, wie es Powl geht. Er kannte dieses Gefühl allzu gut... die total Erkenntnis, dass alles großer Mist ist.
Bungee ging Powl ein wenig voraus, um ihm den Weg zu leiten, ohne dass er ständig ein „Wir müssen da rüber!“ oder „Und jetzt da vorne...“ hervorbringen muss.
Sie suchten eine öffentliche Toilette. Wobei Bungee sich nicht mehr sicher war, ob Powl das vorhin überhaupt noch mitbekommen hatte. Powl ging ihm einfach hinterher, ohne zu ahnen, was ihr Ziel war.
Schließlich bog Bungee nach da rüber ein und ging anschließend weiter jetzt da vorne. Und schon standen sie vor dem mächtigen Monolithen aus hartem Stahl und grüner Bemalung.
„Kannst du nicht da vorne in die Büsche machen? Wir haben keine Zeit für so etwas!“, schnaubte Powl.
„Mein lieber Powl, wir sind da. Hier müssen wir rein, um in den Himmel zu kommen.“, sagte Bungee beschwichtigend.
„Das ist doch nicht dein Ernst! Eine Toilette und dazu noch eine öffentlich, soll die Himmelspforte sein?“, fragte Powl entgeistert.
„Ja, wenn du es so benennen willst, ja.“, sagte Bungee und warf eine Münze in den Schlitz neben der Tür.
Wie er das, bei seiner Größe, geschafft hat, wagte sich Powl gar nicht erst zu Fragen.
Ein Zischen erklang und die Tür schob sich behäbig, mit leichtem Knarzen auf. Frischer Zitronenduft schwappte den beiden entgegen und eine kleine Melodie erklang.
„Das ist eine Komposition von Bach.“, fügte Bungee hinzu und ging hinein.
Powl folgte Bungee verdutzt in die Toilette, welche sich mit einem Zischen und dann mit einem leichten Knarzen behäbig zuschob. Powl musste kurz daran denken, was sich derjenige denkt, der sieht, dass ein junger Mann und ein kleines Pelztier gemeinsam in eine öffentlich Toilette gehen. Er schmunzelte.
Bungee kroch derweil unter die Toilette und suchte nach einem Hebel, der den ganzen Mechanismus in Gang setzt.
„Warum eine Toilette? Hey, ich mein, ihr seid Götter! Baut euch einen goldenen Palast, oder wenigstens ein schickes Haus!“, sagte Powl und schüttelte dabei den Kopf.
„Ach, das hatten wir alles schon. Erst Atlantis, dann Troja und zuletzt einen Stall in Betlehem. Das war viel zu offensichtlich. Wir wurden schnell entdeckt und konnten nicht mehr unbemerkt auf die Erde.“, erklärte Bungee.
„Soll das heißen, ihr kommt immer noch auf die Erde?“, fragte Powl.
„Ja in der Tat. Um uns auszuruhen oder um einfach mal zu gucken, was so los ist... Aber sehr selten.“
„Und warum helft ihr uns dann nicht? Bei der Armut und dem ganzen Elend.“, fragte Powl entschlossen.
„Das ist ganz einfach... Au!“, schrie Bungee als er mit dem Kopf gegen ein Leitungsrohr kam.
„Verdammte Pest! Äh, wo war ich? Achja, genau! ...Das ist ganz einfach: Sie sind nicht eure Götter bzw. sie waren es mal aber nur für eine gewisse Zeit. Sie haben einfach keine Macht. Hier sind sie normale Menschen. Glaub mir, wenn ein Gott vor die stünde, dann würdest du es bemerken...“
„Ahja... aber zurück zu meiner vorherigen Frage. Warum ausgerechnet ein Klo? Warum dann nicht eine Litfaßsäule oder so was?“, fragte Powl hartnäckig.
„Powl, das ist ein Klo, ein öffentliches Klo. Wer geht denn auf ein öffentliches Klo, bitte schön? ...Genau! Niemand. Es sei denn Junkies oder Obdachlose. Ganz einfach.“
Powl widerstand seinem inneren Wunsch etwas dazu zu sagen und drückte den Wasserhahnknauf, um sich die Hände zu waschen.
Auf einmal wurde es sehr hell.
„Hey, ich glaub, ich hab’s! Hier unten ist der Knopf. Wusste ich ja gar nicht mehr...“, tönte Bungee zwischen den Rohren hervor.
Schnell schlüpfte er zu Powl zurück. Die Toilette begann zu summen und die Lampen glühten auf. Das Licht wurde immer heller und heller. Powl verschloss die Augen und zitterte. Sein Gesicht schien kurz vor dem Verbrennen zu sein, als es auf einmal dunkel wurde und ein ‚plonk‘ zu hören war.
„Plonk?“, fragte Bungee.
„Plonk.“, nickte Powl zustimmend aber unsicher.
„Warum plonk? Hätte es ‚rums‘ gemacht, hätte ich nur einmal drauf hauen müssen und es wäre alles seinen Gang gegangen.“, totterte Bungee.
Daraufhin verschwand er unter der Toilette und drückte den Knopf erneut. Nichts passierte.„Verdammt es geht nicht.“, beschwerte sich Bungee.
„Probier’s noch mal.“, sagte Powl.
„O.k., ich drück noch mal“, antwortete Bungee, woraufhin Powl wieder den Wasserhahnknauf drückte.
Das Summen begann erneut und die Lampen schraubten nochmals ihre Wattzahl herunter. Powl blieb diesmal etwas ruhiger. Trotzdem war er noch sehr nervös. Das Licht erreichte gerade wieder seinen Klimax, als...
‚plonk‘.
„Verdammt noch mal Plonk, hier!“, wütete Bungee. „Irgendwas stimmt da nicht.“, sagte Powl.
„Blitzmerker, was?“, reagierte Bungee gereizt.
Bungee setzte sich trotzig auf die Toilettenschüssel.
‚plonk‘
„Plonk? Wieso Plonk, du verdammte Maschine? Wir haben doch gar nicht gestartet!“, schrie Bungee.
‚plonk‘ ‚plonk‘
„Ja willst du mich in den Wahnsinn treiben? Dir geb ich Wahnsinn du verdammtes Scheißhaus!“, brüllte Bungee und trampelte wie wild auf dem Toilettendeckel herum. Die Worte „Lord of the Dance“ schob Powl schnell weg.
‚plonk‘ ‚plonk‘ ‚plonk‘
„Argh!“, ächzte Bungee.
„Ganz ruhig Bungee. Sei mal leise!“, flüsterte Powl rasch und ging leise zur Tür.
„Hör mal!“, flüsterte er zu Bungee.
Sibi

KTV-Zone.de Team
16.01.2005
14:40 Uhr
Matze!! Du kannst doch JETZT nicht aufhören!!
matze2910

Plankenschrubber
16.01.2005
19:22 Uhr
„...Ja hallo? Wie lange machen sie denn noch da drin? Ich muss sehr nötig!“, kam es dumpf durch die Tür.
Powl öffnete die Tür und sah einen etwas älteren, propperen Mann vor sich stehen, der mit einem runden Stein gegen die Außenwand klopfte.
„Na los, gehen sie bei Seite! Ich hab’s eilig.“, sagte er, zog Powl bei Seite und stampfte in das Häuschen.
„Halt... Sie können doch nicht einfach...!!!“, rief Powl hinterher. Doch die Tür der Toilette hatte sich schon mit einem ‚zssssssssssssch‘ behäbig geschlossen.
Powl konnte nichts anders tun, als warten. Und das tat er auch eine Weile. Eine lange Weile.
Tief in Gedanken versunken stand er am Toilettenhäuschen gelehnt und verzog keine Mine. Einige Farben flirrten vor seinen Augen her. Er dachte an vorhin.
Er stand wieder im Spielzeugladen und löste sich von der Kassiererin. Er sah zu Bungee, der sich umdrehte und zur Tür hinaus ging.
„Na los, geh ihm schon nach! Wir sehen uns bestimmt wieder...!“, sagte die Kassiererin zu Powl.
„Ist gut!“, grinste Powl und ging hastig zu Tür.
Kurz nachdem die Tür ins Schloss fiel, sprang sie wieder auf. Powl drängte sich zwischen Rahmen und Tür. Er zog eine Augenbraue hoch und sagte: „Ich komme wieder...!“
Die Kassiererin lachte etwas auf und wischte ihre Tränen weg. Dann war Powl auch schon verschwunden.
Ein heftiger Tritt gegen das Schienbein und der Kommentar „Lass das! Wir müssen los!“ von Bungee zwangen Powl dazu nach hinten umzufallen. Als er aufgestanden war, klopfte er sich seine Hose ab und folgte Bungee.
‚zssssssssssssch‘
Powl schreckte auf und sah, dass sich die Tür schneller als vorhin öffnete. Der Mann schritt grinsend vor die Tür und es wirkte so, als sei er jetzt zu allem bereit. Lockeren Schrittes entfernte er sich, ohne auch nur einmal Powl registriert zu haben, von der Toilette. Er schien auch Bungee nicht bemerkt zu haben. Vorsichtig linste Powl in das Häuschen herein.
„POAH!“, schrie er und hechtete auf den Boden.
„Verdammt noch mal, was ist das?“, fragte sich Powl wie von Sinnen.
Ein unwahrscheinlicher Gestank rollte die Toilette hinaus.
„Oh Gott, verdammt, WAS IST DAS?“, schrie Powl auf, als er den Versuch wagte einen zweiten Blick in die Kabine zu bekommen.
Powl sprang wieder auf dem Boden und fand sich unter dem herausströmendem Geruch vor.
Ein wenig interessiert und fasziniert von diesem Phänomen betrachtete er den flimmernden Film aus Gestank, in dem sich die gegenüber der Toilette liegende Häuserreihe kopfüber und links herum widerspiegelte. Langsam versiegte der Strom des ungeheuren Miefs. Die gespiegelte Häuserreihe wurde schwächer.
Als nichts mehr heraus zu ziehen schien, wagte Powl einen Schritt in die Toilette.
Die Lüftung surrte um ihr Leben und sog den Gestank langsam auf. Bungee war nirgends zu sehen.
„Wo bist du?“, fragte Powl vorsichtig. Hatte dieser Mann Bungee etwa mitgenommen? Oder herunter gespült?

„Bungeeeeee...“, rief Powl.
„Ich steh genau vor dir Powl...“, sagte Bungee und räusperte sich.
Powl sah herab und schenkte Bungees Augen nur einen kurzen Augenblick Aufmerksamkeit.
„... war bloß ein Scherz...“, versuchte Powl sich herauszureden.
„Ganz bestimmt... Warum hast du ihn nicht davon abgehalten hier rein zu stürmen? Er hätte mich entdecken können!“, sagte Bungee hitzig.
„Er hat mich überrumpelt. Logisch oder? Aber sag mal..., wie zum Henker hast du es hier drinnen ausgehalten? Es stinkt jetzt immer noch wie die Pest!“, stellte Powl unumstößlich fest und atmete derweil durch den Mund.
Bungee krabbelte unter die Toilettenschüssel und suchte wieder den Schalter.
„Ich kann einige meiner ‚Funktionen‘ an- und abstellen, wenn ich in Gefahr bin. Ich hab einfach aufgehört zu atmen. Wer nicht atmet, riecht nicht. So einfach ist das.“, erklärte er.
Dann senkte Bungee den Blick. „... du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich eben gesehen habe... Unmöglich, dass ein Mensch zu so etwas fähig sein kann. Und die Hände hat er sich auch nicht gewaschen...“, flüsterte Bungee beängstigt.
„...aber wenigstens hat er sich nach seinem ‚Geschäft‘ die Hände an dem Handtuch abgewischt. Du tupfst dir gerade deine Stirn damit... hehehe“, fügte Bungee beiläufig hinzu und grinste Powl an.
Ganz sachlich, ohne in Hektik zu geraten und ohne jeglichen Gefühlsausbruch zog Powl Bungee unter der Toilette hervor, setzte ihn auf die Toilettenschüssel, kniff ihm in die Backen, so dass Bungee unfreiwillig den Mund öffnen musste und stopfte ihm das Handtuch in den Rachen. Dann ging er zu dem Waschbecken und drückte den Wasserhahnknauf.
Bungee hatte noch gar nicht bemerkt, was mit ihm und um ihn herum geschehen war. Die ruhige Darbietung Powls konnte er nicht mit Powls Handlung in Einklang bringen. Er konnte nicht glauben, dass Powl das, was er eben mit ihm gemacht hatte, so friedlich hätte tun können. De Facto KONNTE er also gar nicht das ekelige Handtuch im Mund haben. Aber warum fühlte er, dass er wegen irgendeines Gestankes das Bewusstsein verlor...?
Als das Summen der Toilette und das Licht der Lampen noch einmal das Höchstmaß erreichte, kippte Bungee zur Seite weg.
Sibi

KTV-Zone.de Team
19.02.2005
11:20 Uhr
Matze!! Ist Dein Rechner kaputt? Ich möchte weiterlesen...
matze2910

Plankenschrubber
21.02.2005
10:58 Uhr
„... und bitte!“
(Der Vorhang öffnet sich. Ein Lichtkegel senkt sich auf Powl herab. Das Publikum klatscht gefällig.)
Powl (Steht vor einem Busch. Nachthimmel über ihm. Hinter ihm verlaufen Bahngleise):
Ich kann es nicht verstehen.
Gerade war sie noch da.
So schnell kann die Zeit vergehen.
Und ich bin allein, wie ich‘s vorher war.. (Schreitet die Bühne langsam auf und ab.)
Ihr Gesicht... Wie ist ihr Gesicht?
Ihre Blicke spüre ich... Doch ihr Gesicht... Ich WEIß es nicht! (Tritt gegen den Busch.)
(Bungee rollt aus dem Busch hervor. Das Publikum rast und jubelt, als es ihn sieht.)
Bungee (Geht Powl hinterher, der ihn nicht bemerkt. Spricht zum Publikum.):
Welch ein Narr. Guckt ihn euch an!
Melancholisch wie er’s immer war. Sie hat’s ihm völlig angetan.
Dabei ist die Sache gar nicht schwer. Hängt zu sehr an sich und denkt zu verquer.
Hütet euch vor solch Gedanken, denn jene sind eure Herzensschranken. (Zwinkert dem Publikum zu. Dieses jauchzt und tobt.)
Powl (Immer noch auf und ab gehend.):
Es ist gänzlich Einerlei. Denke ich nicht an sie, bin ich gefangen.
Denke ich an sie, bin ich nicht frei. Der Weg ist fortgegangen.
Warum beschwert es mich? Denn immerhin bin ich noch ich.
Ach was wären das für Zeiten, würden Glück und Eintracht mich begleiten?
(Bungee tritt Powl in die Hacken. Das Publikum wankt und balgt sich vor Lachen.)
Powl:
He da alter Scharlatan, was gehst du mich von hinten an?
Bungee:
Ach siehe da, er bemerkt mich doch. Der Poet.
Einer dem es dazu noch, wie es scheint, sehr schlecht ergeht. (Geht um Powl herum.)
Powl:
Ach, zu Scherzen aufgelegt? Weidest dich am Kummer, der mich bewegt?
Jetzt bleibe endlich stehn! Ich möchte dich von vorne sehn!
Herr Gott noch mal!
Bungee (Stoppt vor Powl.):
Fast richtig erfasst und bevor du verblasst,
höre mich an. (Powl nickt.)Wohl an.
WACH AUF DU HIRNI!
(Das Publikum rastet aus und hört nicht mehr auf zu klatschen, bis es implodiert.)
„... und danke!“

Mit einem leichten Kater wachte Powl inmitten eines riesigen Marihuanafeldes auf. Anfangs leicht verwirrt, doch dann, weil er verstand wo er sich befand, sprang er begeistert auf und wollte den Boden unter seinen Füßen küssen.
Allerdings bemerkte er zu seinem Leidwesen sehr schnell, dass er den Boden mit seinem Mund nicht erreichen konnte. Der Grund war ein sehr übelriechendes Handtuch in seinem Mund...
Nach einer fünfzehnminütigen Ohnmacht riss er sich das Handtuch sofort aus dem Mund und kippte wieder um.
Dann, knapp 10 Minuten später, wachte er erneut auf und sah sich um. Weit und breit nichts als Marihuanapflanzen. Ein schwerer Duft lag in der Luft und benebelte Powl ein wenig. Bungee hatte es sich inzwischen auf einem Stein gemütlich gemacht und kaute auf einer Pflanze herum.
„Ist das so ein Hobby von dir?“, fragte Bungee lässig, als er sah, dass Powl auf ihn zukam.
„Was meinst du?“
„Naja, dieses Umfallen und Wiederaufstehen...“, erwiderte Bungee trocken.
„Bungee... ich glaube du solltest mir vorerst nicht mehr deinen Rücken zukehren...!“, sagte Powl gereizt.
Nach einigem Umhersehen setzte er sich zu Bungee, riss eine paar Blätter von den nebenstehenden Gewächsen und kaute ebenfalls auf ihnen herum.
„Also nun was?“, fragte Powl.
„Tja..., wenn ich das nur wüsste... Irgend etwas stimmt hier ganz und gar nicht... Siehst du die ganzen Pflanzen? Sie sind reif geerntet zu werden, doch es ist niemand hier, der erntet... Höchst seltsam...“, gab Bungee nachdenklich von sich.
„Vielleicht kommt ja gleich jemand, um zu ernten...“, sagte Powl beiläufig.
„Nein, das denke ich nicht. Sonst wimmelte es hier nur von Göttern, die sich hier ihren Vorrat aufstockten. Whatever... Komm, nimm ein paar Blätter und Blüten mit und lass uns in die Stadt gehen.“
Powl ließ sich das nicht zweimal sagen und rupfte sich soviel wie nur möglich ab. Er stopfte sich alles in seine Taschen und in seine Hose.
„Übertreib es nicht Powl...“
„Was denn? Hier wächst doch so viel... Da kann ich doch mal zuschlagen oder nicht? Immerhin bin ich zum ersten mal auf einem Marihuanafeld und zum ersten mal im Himmel. Ähm... wo lang eigentlich?“, fragte Powl neugierig.
„Siehst du das große Schild mit der Aufschrift ‚Stadt‘ direkt vor deiner Nase? Siehst du, in welche Richtung es zeigt? Da müssen wir lang.“
„Schon gut, schon gut. Korinthenkacker...“, flüsterte Powl.
Als Powl schließlich genug zusammen gesammelt hatte, marschierten beide in Richtung Stadt.
„Du, sag mal Bungee, warum sieht es hier eigentlich genauso wie auf der Erde aus? Der blaue Himmel, die Sonne, das Gras und so weiter...“, fragte Powl neugierig.
„Das ist ganz einfach. Die Erde wurde nach dem Himmel gestaltet. Sozusagen das Paradies auf Erden.“, antwortete Bungee knapp.
Er schien sehr nachdenklich zu sein, denn er reagierte auf keine weitere Frage von Powl. Stattdessen ging er wortlos vor Powl her und ließ den Blick durch die Landschaft schweifen. Powl war das egal. Er fragte weiter und weiter und kaute auf dem Gras herum und fand sich toll in seiner Rolle als Erdenbotschafter. Ein Schritt, den noch niemals ein Mensch vor ihm getan hatte.
„...letztendlich läuft alles darauf hinaus, dass ich eine Entenschnabelfabrik eröffnen werde.“, hörte Bungee Powl sagen, als sie an den Rand der Stadt kamen.
Die kleinen Bauten waren sehr verfallen und die Straße war verdreckt. Nichts ungewöhnliches für Powl. Schließlich sieht es auf der Erde fast überall so aus. Doch er fragte sich, warum im Himmel so ein Zustand herrschen konnte.
„Du hast recht Bungee... Irgendwas stimmt hier nicht. Siehst du, wie dreckig das hier alles aussieht?“
„Nein Powl. Das ist normal. Das hier ist der Rand der Stadt, wo die alten Götter wohnen, die niemand mehr will.“
„Was meinst du damit? ‚...die niemand mehr will.‘?“, fragte Powl.
„Das wirste schon sehen. Lass uns weitergehen.“, forderte Bungee Powl auf, der sich damit beschäftigte einige Grafitties an den Häuserwänden anzusehen.
„Stark! Das sieht richtig gut aus. Guck mal.“, sagte Powl begeistert.
„Göttliches Grafittie...“, fügte er hinzu.
„Powl, dass sind keine Grafitties. Das sind die Hausnummern. Nimm noch n bisschen mehr Gras zu dir, dann wirste es erkennen können.“
Powl tat, was Bungee ihm gesagt hatte und tatsächlich schmolzen die großartigen, farbenprächtigen Graffities zu kleinen nüchternen Zahlen zusammen.
Powl war enttäuscht, doch er ließ es sich nicht anmerken. Wer kritisiert denn schon den Himmel?! Powl jedenfalls wollte sich diesen Schuh nicht anziehen und eilte zu Bungee, der sich mit einer, auf dem Bürgersteig kauernden, Gestalt unterhielt.
„Hey, hat dein Freund vielleicht ein wenig Glauben für mich übrig?“, fragte die Gestalt, als Powl angekommen war. „Glaube? Ich bin nicht gläubig. Naja zumindest denke ich das... Ich bin jetzt wissend, weißt du?“, sprudelte es stolz aus Powl heraus.
„Ach der Herr ist sich zu fein mir ein wenig Glauben zu schenken? Sieh zu, dass du weiterkommst!“, stieß die Gestalt hervor und bewarf Powl mit kleinen, flackernden Blitzen. „Los, lass uns weitergehen. Ich kann mir das nicht mit ansehen...“, klagte Bungee.
„Wer war das und was meinte er überhaupt?“, fragte Powl ein paar Meter weiter.
„Das... das war Zeus...“, seufzte Bungee.
„ZEUS? DAS WAR ZEUS???“, wunderte sich Powl.
„Ja und nein. Er ist nicht mehr der Zeus, den du wahrscheinlich aus den Mythen und Legenden kennst. Früher war er einer der angesehensten Gottheiten hier in Takama-ga-hara. Aber das änderte sich schnell, als man den Glauben an ihn Verlor...“, antwortete Bungee.
„Und was sollte das mit dem Glauben eben?“, fragte Powl.
„Glaube... ja, wie soll ich das erklären? Im Prinzip ist der Glaube hier wie Geld oder Macht zu sehen. Je mehr man an dich glaubt, desto mächtiger und reicher bist du. Du kannst dir alles leisten, was du willst. Zum Beispiel einen Trip zur Erde, welchen sich dieser arme Hund nicht mehr leisten kann und so weiter. Ohne den Glauben an einen selbst ist man hier nicht mehr viel wert. Man lebt für immer und ewig im Abseits. Hast du dich denn noch nie gefragt, warum auf der Erde seit einigen Jahrzehnten die Häuser der Banken höher als die der Kirchen sind?
Ihr Menschen glaubt viel mehr an das Geld als an irgendeinen Gott. Mit etwas Glaube könnte sich Zeus wieder ein wenig etablieren, seine Macht stärken. Was meinst du, warum seine Blitze dir nichts angetan haben? Er hatte zu wenig Glauben und ergo zu wenig Macht. Früher wärst du auf der Stelle atomisiert worden. Manche Götter nutzen ein Fünkchen Glauben auch für einen Trip zur Erde, um dort ein wenig ihren Glauben zu verbreiten. Du siehst sie meist mitten in einer Fußgängerzone, wie sie ihre Botschaft predigen. Ihr Menschen stempelt sie jedoch für Spinner ab. Dann kratzen sie sich ihren letzten Rest Glauben zusammen und kehren zurück nach Takama-ga-hara und hoffen auf ein weiteres Fünkchen. Bis in die Ewigkeit... So läuft das hier...“, seufzte Bungee nochmals.
„Krass...“, stieß Powl verblüfft hervor.
„Du sagst es. Und das war nur der Anfang. Hier läuft seit Anbeginn der Zeit schon einiges falsch. Aber deswegen sind wir ja nicht hier. Wir müssen jetzt da lang.“, dirigierte Bungee und sie bogen in eine noch schäbigere Straße ein.
Dann blieb Powl, bei dem, was er sah, fast der Atem stecken. Viele Götter saßen auf der Straße und starrten mitleiderregend ins Nichts.
„Habt ihr etwas Glauben für mich?“, fragte ein Gott, der wie ein Indianer aussah.
„Glauben, nur ein wenig Glauben bitte...“, fragte ein anderer Gott. Dieser sah aus wie ein Medizinmann und schwenkte einen rasselnden Stab.
„Habt Erbarmen mit mir und schenkt mir euren Glauben...“, bettelte ein weiterer Gott. Seine wulstige Stirn und seine Tierfellklamotten ließen Powl darauf schließen, dass er wohl ein Gott der Steinzeitmenschen gewesen ist.
Einige der Götter zerrten an Powls Hose, als er an ihnen vorbei lief. Andere bewarfen ihn mit kleinen Lichtkügelchen, die sie aus ihren Händen schossen. Powl legte eine schnellere Gangart ein.
Die ganzen bettelnden Götter waren ihm unheimlich. Und unheimlich bedauernswert dazu. Ein paar hockten verstört auf dem Bordsteig, wankten hin und her und murmelten Unverständliches. Manche lagen regungslos mit ausgestreckten Gliedmaßen auf dem Boden, blickten in den Himmel und keuchten.
Dann sah er 2 Götter, die sich sehr ähnlich waren, zanken. Es ging um eine kleine Portion Glauben, wie er heraus hören konnte. Dann stieß einer der beiden den anderen beiseite, hob die Arme und empfing einen hauchdünnen, bläulichen Lichtstrahl, der aus dem Himmel kam. Dann setzte er sich und tat nichts.
Bungee wurde allmählich wütend. Er konnte diese Gegend noch nie ertragen. Wobei dieser Stadtbezirk früher bei weitem nicht in so einem schlimmen Zustand war. Es roch früher nicht wie in der Gosse. Und noch nie hat er zwei sich streitende Götter um ein bisschen Glauben gesehen. Zumal dieses bisschen Glauben niemandem weiterhelfen konnte. 20 oder 30 verwahrloste Gottheiten, DAS hatte selbst er noch nie gesehen.
Auf einmal standen drei Götter vor Powl und bedrängten ihn. „Los! Glaub an uns!“, forderte einer von ihnen und packte Powl bei den Schultern.
„Wie soll ich denn...?“, stammelte Powl.
„Na mach schon! Ich werde ungemütlich...!“, verlangte der Gott und schüttelte Powl.
„Hör auf damit! Ich weiß ja nicht mal, welcher Gott du bist. Ich kann nicht einfach glauben...“, sagte Powl und blickte hilflos um sich.
„VERDAMMT! GLAUBE AN UNS ODER...!“
„Oder was?“, fragte Bungee eindringlich und fegte die drei Götter mit einer Handbewegung weg.
„Unus Primus... Das muss Unus Primus sein“, raunten die Götter längs der Straße. Sofort ließ jeder Gott von dem ab, was er gerade tat. Stille kehrte ein.
Alle warteten gebannt auf ein paar Worte. Doch Bungee ging wortlos weiter an ihnen vorbei. Powl folgte ihm eilends.

_________
nein, mein pc ist heile. nur meine motivation ist kaputt. ich mein, ich hab das alles ja schon fertig usw. aber irgendwie, wenn ichs wieder lese, fühle ich mich dumm oder unfähig. aber ich will jetzt kein psychogelaber starten. ;)

bearbeitet von matze2910 am 21.02.2005 um 11:06 Uhr
Sibi

KTV-Zone.de Team
21.02.2005
22:13 Uhr
Wenn es Dir hiflt: ich lese es waaaahhhhnsinnig gerne :)
matze2910

Plankenschrubber
22.02.2005
09:12 Uhr
„Du was war das eben?“, fragte Powl neugierig.
„Das brauchst du nicht zu wissen!“, antwortete Bungee schroff.
„Na gut, dann eben nicht...!“, sagte Powl im Stillen zu sich. So langsam war er sichtlich von Bungee genervt. Immer dieses ‚Belehrgehabe‘ und dazu noch dieser Tonfall. Powl wusste, dass er das nicht mehr lange aushält ohne zu explodieren.
Frustriert schlich er Bungee behäbig hinterher und begutachtete die Gebäude und Straßen, die ihren Weg kreuzten. Powl konnte immer noch nicht ganz begreifen, dass das hier der Himmel sein sollte. Die Umgebung, die Architektur - sprich einfach alles sah haargenau so aus, wie er es von der Erde kannte.
Er war ein wenig enttäuscht. Nirgendwo fand er eine Wolke, auf denen Engel spielten oder einen Platz, auf dem die in den Himmel Gekommenen das taten, was sie im Himmel halt gerne hätten tun wollen. Zum Beispiel in einen Stripclub zu gehen ohne Eintritt zu zahlen. So hatte er sich den Himmel immer vorgestellt, wenn er denn mal darüber nachgedacht hatte.
Ja ein Stripteaseclub wäre jetzt schon etwas sehr edles, dachte er sich.
„Da hast du Recht...“, sagte Bungee.
Powl hatte sich auch immer eine riesige Tafel voller Essen vorgestellt, an dem sich die Engel und die Menschen zusammen hätten ergötzen können.
„Das ist immer nur Montags...“, fügte Bungee hinzu.
Dann dachte Powl darüber nach, wo eigentlich die ganzen Toten sind.
„Ich sagte doch, hier stimmt etwas nicht...“, bemerkte Bungee.
Alle Straßen waren wie leer gefegt und das einzige, was Powl hörte waren Bungees Kommentare zu seinen Gedanken...
„Halt mal! Liest du meine Gedanken mit?“
„Ja, ich hatte nichts anderes zu tun. Zudem kann ich ja nichts dafür, wenn du mich an deinen Gedanken teilhaben lässt.“, sagte Bungee unschuldig.
„Liest du schon die ganze Zeit mit?“
„Nicht ganz. Nur hin und wieder. Aber keine Angst, ich hab nicht mit gelesen, als du die Kassiererin angestarrt hast!“
„Hör auf damit! Gedanken sind immer noch MEIN Eigentum!“, betonte Powl.
„Hindere mich doch daran! Es ist doch nicht meine Schuld, wenn du wie ein offenes, zugegeben sehr leeres, Buch denkst...“, entgegnete Bungee hämisch.
Durch diese Äußerung gekränkt verzog Powl sein Gesicht und übte sich im ‚Bösen Blick‘ an Bungee.
„... Powl... ich glaube nicht, dass ein Baseballschläger DA rein passt...“, konterte Bungee Powls Gedanken.
Powl fehlten wieder einmal die Worte. Er kramte sich etwas Gras aus seiner Hose und kaute wild darauf herum. Schon nach kurzer Zeit hatte er sich wieder beruhigt und seine Wut verschwand.
Bungee und Powl gingen weiter durch das Viertel, bis Bungee stehen blieb und Powl ihn versehentlich mit dem Knie gegen den Kopf stieß.
„Hey, was soll das denn?!“, schrie Bungee auf.
„Oh Verzeihung, ich habe nicht nach vorne gesehen... Das mache ich selten, wenn ich durch die Gegend gehe...“, antwortete Powl.
„Du guckst nicht nach vorne, wenn du umher läufst? Was soll das heißen???“, wunderte sich Bungee.
„Naja, wozu soll ich denn nach vorne gucken? Ich werde den Weg, der vor mir liegt schon nicht verlassen, solange ich ihn links und rechts im Auge behalte.“, erklärte Powl lapidar.
„Und wenn dir jemand entgegen kommt?“, fragte Bungee verwirrt. „Dann wird derjenige schon ausweichen, wenn er sieht, dass ich nicht nach vorne gucke.“, antwortete Powl prompt.
„Und was ist, wenn derjenige auch nicht nach vorne schaut??“, fragte Bungee hartnäckig weiter.
„Ach komm schon... Wie viele Menschen kennst du, die nicht ab und zu nach vorne gucken?“
„Und Hindernisse???“
„Warum sollten irgendwelche Hindernisse mitten im Weg stehen? Der Weg ist doch dazu da, um begangen zu werden, oder? Und wenn du denkst, dass ich deswegen öfter in Hundescheiße trete, als jemand, der nach vorne guckt, dann hast du dich getäuscht. Es braucht schon eine Menge Glück, um in einen Haufen zu treten.“, entgegnete Powl.
„Aber was ist, wenn jetzt wirklich etwas Unvorhergesehenes passiert, direkt vor dir???“
„Wenn es wirklich unvorhersehbar ist, dann nützt es auch nichts, wenn ich nach vorne gucke, weil’s ja unvorhersehbar ist. Capisce?“
„Du guckst NIE nach vorne??“, fragte Bungee ungläubig. „Sehr, sehr selten.“, antwortete Powl kurz und bündig.
„Ja und deswegen passiert es wohl auch, dass du irgendwo gegen läufst, so wie gegen mich gerade.“, meckerte Bungee und rieb sich seinen Kopf.
„Ja, das kommt schon mal vor. Aber ich habe mir noch nie dabei wehgetan.“, versicherte Powl.
„Außerdem bemerke ich auf diese Weise Dinge, die man normalerweise nicht bemerkt, wenn man geradeaus guckt. Zum Beispiel der Trauerzug da.“, fügte Powl hinzu und deutete auf die schwarzgekleideten Personen, die links von ihnen, ein paar Gassen weiter, einen Sarg trugen.
„Was ein Trauerzug? Hier? Was ist da los? Komm, wir müssen schnell hin!“, sagte Bungee hastig und stürzte daraufhin in die Richtung des Trauerzuges.
Powl hatte noch gar nicht ganz begriffen was los war, als Bungee schon zwischen den engen Gassen verschwunden war.
Schnell versuchte er ihm zu folgen, doch in den engen Straßen verlor er den Überblick. Wie es schien hatte Powl das Kunststück geschafft sich in einer geraden Strecke zu verlaufen.
„Ja toll! Und jetzt?“, schimpfte Powl mit sich selber. Niedergeschlagen setzte er sich auf einen Treppenabsatz eines Hauseinganges.
Das Viertel erinnerte ihn mehr und mehr an eine Stadt im Stil des Mittelalters. Dicke Pflastersteine ragten uneben dem Himmel des Himmels entgegen und der Lehm zwischen den Backsteinziegeln, der dicht aneinander gedrängten Häuser, war allmählich abgebröckelt.
„Soviel zum Thema Paradies...“, dachte er sich und stand wieder auf. Irgendwie musste er Bungee wiederfinden. Aber er konnte ja niemanden fragen, denn das ganze Viertel war leer. Zu den alten Göttern wollte er nicht noch einmal gehen. Wer weiß, was die das nächste mal mit ihm machen würden.
Er ging die Straße ein paar Schritte auf und ab und überzeugte sich von seinem Eindruck, dass er sich im Mittelalter befände. Ein leichter Hauch von Jauche umwehte seine Nase und versuchte ihm zu schmeicheln.
Powl ließ sich nicht davon beeindrucken und entschloss sich dazu wieder zu dem Ausgangspunkt zurückzugehen, an dem ihn Bungee verlassen hatte.
Doch das war leichter gedacht als getan. Es gab keinen einzigen verdammten Anhaltspunkt, an dem er sich hätte orientieren können. Für Powl sah hier alles gleich aus.
Alles war gleich schief, alles gleich schäbig, alles so verdammt dem Himmel nicht gebührend.
Bloß raus hier, war sein einziger Gedanke und er begann einfach loszulaufen. Schon nach einigen Querstraßen musste er seiner Raucherlunge Tribut zollen, so dass er mit den Händen auf die Knie gestützt dastand und versuchte seinen Puls jenseits der 190 Grenze zu bewegen.
Während er angestrengt nach Luft jappste, fiel ihm ein Automat am Straßenrand auf. Für Powl schien er nicht richtig begreifbar zu sein, denn immerhin, so hatte er es unumstößlich für sich festgestellt, befand er sich im Mittelalter.
Langsamen Schrittes bewegte er sich auf den Automaten und laß, abwechselnd zwischen husten und keuchen, die Aufschrift, die in gelben Lettern zu lesen war.
‚Stadtkarten für 2 Glaubenseinheiten oder 5 Gramm.‘
Unsicher las er sich den Aufdruck noch einmal durch. Stadtkarten? Im Himmel?
„Naja, wenn‘s so sein soll“, dachte er sich, „dann wird es wohl schon so sein.“.
Powl war kein Gott, da war er sich sicher. So wie Bungee es ihm erklärt hatte, besaßen nur die Götter Glauben. Zudem nur die anerkannten. Das konnte er schon mal vergessen. Sicherlich gab es einige, sehr wenige, Menschen, die an ihn glaubten, doch das, so meinte er, würde niemals für zwei Glaubenseinheiten reichen.
Aber er hatte ja noch das Gras. Was anderes dürfte mit den 5 Gramm nicht gemeint sein, dachte er sich.
Schnell fasste er sich in die Hose und musste feststellen, dass er auf dem Weg bis hierher schon viel zu viel Gras gekaut hatte.
Es war nicht mehr viel übrig aber nach Powls Augenmaß, müssten es noch mindestens 10 Gramm gewesen sein.
Es war schließlich nicht, das erste mal, wo er nach Augenmaß diverse Grasgewichte einschätzen musste.
Früher, als er noch unerfahren war, hatte er sich blindlings auf seine Beschaffer verlassen. Zu seinem Unglück erkannte er oftmals zu spät, dass man ihn übers Ohr gehauen hatte.
Aber er war nicht mehr neu auf dem Gebiet. Inzwischen hatte er viel über das Verhältnis der Menge-Gewicht Relativität gelernt, so dass er sich ziemlich sicher war 5 Gramm erkennen zu können.
Nach einigem hin und her war Powl sich sicher die richtige Menge an Gras abgeschätzt zu haben.
Vorsichtig quetschte er es in den Schlitz und wartete gespannt darauf, was passieren würde. Es tat sich nichts. Kein Geräusch, keine Bewegung, nichts. Der Automat blieb stumm.
Misstrauisch tastete er die Auswurfluke für die Stadtkarten ab und bemerkte, dass sein Gras in ihm lag. Er pulte es heraus und stopfte es noch ein mal in den dafür vorgesehenen Schlitz.
Er wartete einige Sekunden und griff in die Luke. Das Gras war wieder durchgerutscht.
„Was ist das für ein Scheiß?“, fluchte Powl.
Während er sich innerlich weiterhin über den Automaten aufregte, keimte in ihm eine Idee. Diese erschien ihm zwar sehr abwegig, aber er hatte ja nichts zu verlieren.
Er rieb er das Gras am Automaten... Wenn es auf der Erde mit Münzen funktionierte, dann vielleicht auch mit Gras im Himmel.
„Hey, immerhin ist hier sowieso alles verrückt...“, dachte er sich und versuchte sich damit selbst gegenüber zu erklären, warum er, wie ein Irrer, das Gras an einem Automaten rieb.
Nachdem er es anschließend erneut in den Automaten hingepresst hatte, begann dieser zu surren und ein gelbes Lämpchen mit der Aufschrift ‚Wiegevorgang‘ begann zu leuchten.
Powl hatte es geschafft. Stolz auf seinen Sieg über den Automaten klopfte er sich auf die Schulter.
„Eins zu Null für mich, ha!“, lachte er dem Automaten entgegen.
Doch Powls Gelächter verstummte, als ein rotes Lämpchen mit der Aufschrift ‚Zu wenig Gramm‘ aufblinkte.
Anscheinend hatte er sich verschätzt.
„FUCK YOU!“, brüllte Powl. „Ich habe mich schon seit Jahren nicht mehr verschätzt! Du willst mehr Dope? Dir geb ich Dope!“, fuhr er mit seinem Geschrei fort. Daraufhin trat und schlug er auf den Automaten ein.
Da das nichts bewirkt hatte, kramte er wutentbrannt sein restliches Gras aus der Hose, stopfte es wild in den Schlitz und zog dem Automaten noch ein paar über.
Das rote Lämpchen erlosch und das gelbe Lämpchen ging wieder an. Ungeduldig starrte Powl auf den Automaten.
Er schwörte bei allem, was ihm hoch und heilig war: „Wenn jetzt keine Karte rauskommt, dann bringe ich dich um!“
Powl wusste zwar nicht, wie er einen Automaten umbringen solle, aber er hoffte, dass das ein wenig Eindruck bei der Maschine schinden würde.
Ein ‚Puff‘ quoll aus der Luke hervor und ein grünes Lämpchen mit der Aufschrift ‚Viel Spaߑ blinkte ihm fröhlich entgegen.
Bevor es der Automat sich anders hätte überlegen können, schnappte sich Powl die Karte und rannte wie ein Besessener mit einem irren Lachen davon.
Als er ein paar Straßen gelaufen war, suchte er sich eine Stelle zum Hinsetzen und klappte das weiße Pergament auf.
„WAS?“, rief Powl ungläubig. So langsam schmerzte ihm, von der ganzen Schreierei, der Hals.
Die Karte war leer. Keine Straßen, keine Häuser, wieder mal nichts zu erkennen. Akribisch genau untersuchte er die Karte, doch bis auf die Fasern war nichts zu erkennen. Das ganze Dope für ein wertloses Stück Papier.
Powl brodelte vor Wut. Der ganze Himmel war für ihn nichts weiter als bescheuert. Pennerhafte Götter, stinkende Gassen und Abzockerei.
„Herr Gott noch mal!“, fluchte Powl.
„Der Herr Gott, auch Jahwe genannt - bitte da entlang.“, sagte das weiße Stück Papier und zeichnete eine Skizze mit dem Weg zu Jahwe.
Powls linke Gehirnhälfte gab der rechten die Hand und beide feierten endlich den Ausstieg aus der Realität.
„Jahwe... vielleicht ist Bungee ja zu Jahwe gegangen.“, dachte Powl und folgte den Anweisungen der Karte.
Der Stadtplan zeigte ihm den genauen Weg aus dieser Gegend an, die sich „Altertum“ nannte und führte ihn in ein Viertel, das sich schlicht und einfach nur „Eden“ nannte.
Powl erreichte Eden nach einer viertel Stunde Fußmarsch, vorbei an den alten Gemäuern und durch die engen Gassen hindurch.
Die Grenze zwischen Eden und Altertum war sehr krass gekennzeichnet. Wo die Straße auf der Seite des Altertums noch schief und krumm war, sah sie auf der Edenseite elegant geschwungen und ebenmäßig aus.
Mit einem mulmigen Gefühl setzte Powl einen Fuß auf den glatten Asphalt Edens und sogleich stieg ihm ein blumiger Geruch in die Nase.
Der Karte nach war Jahwes Haus nur noch einige Minuten entfernt und Powl beschloss den Weg laufend zurückzulegen.
Er hatte es satt allein im Himmel rumzuhängen. Und irgendwie, und das verneinte er innerlich zutiefst, hatte er Angst um Bungee.
Als er von weitem das große Herrschaftshaus erkannte, faltete Powl die Karte zusammen und steckte sie in seine Hosentasche. Dann besann er sich wieder auf das Gehen und musterte neugierig die Umgebung.
Jahwes Geschmack gefiel Powl sehr. Weite Rasenflächen mit kleinen, gestutzten Büschen, feine Skulpturen aus derem Inneren Wasser in kleine Becken unter ihnen fiel und große schwere Kiefern als Umrandung.
Dann stand Powl vor der Treppe, die auf die überaus große Veranda führte, die mit feinen Teppichen ausgelegt worden war.
Die ganze Anlage glich der eines Werbeprospektes.
Das Haus hatte einen rustikalen Charme aber versprühte Eleganz. Die weiße Farbe an den Hauswänden schien erst kürzlich aufgetragen worden zu sein. Große Fenster passten sich optimal dem Gesamtbild an und verliehen dem Haus Offenheit und Stilbewusstsein. Kleine Blumenkörbe, die an den Fensterbänken hingen, zeugten mit ihren bunten Blumen von Freundlichkeit, sodass Powl ein warmes Gefühl überkam.
Das und auch nur das konnte das Haus Gottes sein.
Vorsichtig betrat Powl die Veranda und suchte einen Klingelknopf neben der Tür. Da er keinen fand klopfte er vorsichtig an die Tür. Sein Herz wurde schneller und schneller.
Nachdem er einige Zeit damit verbracht hatte zu warten, klopfte er stärker an die Tür. Doch es machte niemand auf.
Obwohl Powls Kopf ‚NEIN!‘ schrie und seine Knie einem Kollaps nahe waren, drückte er die Türklinke hinunter und öffnete die Tür.
Und obwohl Powls Füße der Schwerkraft des Himmels nicht mehr nachgeben wollten, ging er einige Schritte in das Haus hinein.
Ein ehrwürdiger, schwerer Geruch, wie der eines alten Buches, füllte Powls Lungen. Ohne zu wissen, dass er es tat, ging er weiter in das Haus hinein.
Wie in einem Taumel sog er die Eindrücke in sich hinein und erst, als die Tür sich mit einem saftigen ‚Rumms‘ von selber schloss, erwachte er aus seinem nebeligem Zustand.
Er fand sich in der geräumigen Eingangshalle wieder, die wie ein Antiquariat ausgestattet war. Das dunkle Holz der Wände, ein schwerer, dunkelgrüner, fransiger Teppich und eine krumme Wendeltreppe, die nach oben führte, erkannte Powl gerade noch so in dem schwachen Licht, das durch die Scheiben sickerte.
Er hatte das Gefühl, ihn würde die schwere Last des Raumes erdrücken.
„Powl!“
„Was? Wer?“
„Powl... komm nach oben...“, sickerte die Stimme erneut durch die abgestandene Luft.
„Hallo? Bungee? Bist du das?“, fragte Powl nervös und klammerte sich an das Treppengeländer.
Er wagte einen Schritt auf die erste Stufe und blieb bedächtig stehen.
„Hallo?“, versuchte er fordernd zu fragen, aber seine Stimme schaffte es nicht gegen das Schlottern der Knie anzukommen und versagte.
Eine weitere Stufe empfing Powls Füße und gab ihm festen Halt. Die zitternde Hand auf dem Geländer packte entschlossen zu und zog den Rest von Powls Körper nach sich. Jeder einzelne Schritt kam Powl vor, wie in Zeitlupe.
Seine Hand färbte sich weiß und krallte sich bei jedem Schritt tiefer in das Geländer.
Halb bewusstlos, nein, recht besinnungslos taumelte er die Treppe empor. Jedem Tritt auf eine Stufe folgte ein lautes Knarrzen, was wieder herum von einigen Aussetzern von Powls Herz begleitet wurde.
Als die Hand keinen Halt mehr finden konnte, erhob Powl den Kopf und betrachtete das obere Stockwerk in das er gelangt war.
Der obere Teil des Hauses war sehr klein und erweckte in Powl den Vergleich mit einem Verschlag auf irgend einem Bauernhof, wo ungezogene Kinder gerne mal von ihren Eltern eingesperrt werden.
Drei Türen erweckten Powls Neugier und ließen ihn seine Angst beinahe vergessen.
Die Bewegung der Hand zu der Klinke der rechten Tür lief voll automatisch ab. Ehe Powl es sich versah stand er in einem Arbeitszimmer von gehobenem Stil.
Die kleinen Möbel an den Wänden waren auf Hochglanz poliert und die bunten Vorhänge, die in großen Wellen vor den Fenstern hingen, strotzten nur so vor satten Farben.
Einzig und allein eine langgezogene Mulde, rund um den schönen Schreibtisch aus hellem Holz herum, der vor einem der großen Fenster stand, schien nicht in das Bild zu passen.
„Sieht ja aus, wie eingetreten...“, kommentierte Powl und war sichtlich stolz auf sein Kombinationsvermögen.
Lächelnd begann er in der Vertiefung rund um den Schreibtisch herumzugehen und entdeckte dabei einen Briefumschlag mit seinem Namen drauf.
Powl lief eine weitere Runde um den Schreibtisch. Und tatsächlich. Sein Name stand in Druckbuchstaben auf dem Umschlag. Nach einer weiteren Runde um den Tisch herum stand sein Name immer noch drauf.
Powl wurde langsamer und begann über die Bedeutung des Umschlages nachzudenken, die er nicht begreifen konnte.
Sein Name - auf dem Brief - in dem Haus von Gott - im Himmel - den er mit einem Lemming bereist hat - nachdem es durch sein Fenster geflogen kam.
Powls Kopf reagierte nicht mehr. Er war schlicht und einfach kaputt gegangen. Er setzte sich auf den Stuhl aus dunklem Holz am Schreibtisch und kramte in seiner Hose.
„Mist! Gerade jetzt habe ich kein Gras mehr!“, fluchte er.
Auf dem Schreibtisch konnte er auch kein Gras mehr finden. Die Situation blieb für Powl sehr trostlos - interessant aber trostlos.
Er lehnte sich auf den Schreibtisch und stützte seinen Kopf in beide Hände.
An der Wand, die ihm gegenüber lag, stand eine robuste Schrankwand. Nicht gerade spannend. Powl ließ seinen Blick wandern.
„POWL VERDAMMT! JETZT NIMM SCHON DEN UMSCHLAG UND LASS DIE FAXEN!“, schrie es quer durch den Raum in Powls Ohren hinein.
Er zuckte schreckhaft zusammen. Ungefähr so wie ein Nagetier, schoss es ihm durch den Kopf.
„Powl“ stand immer noch geschrieben. Das war die Devise. Das war das Postulat. Jenes Dogma - in diesem Augenblick für Powl.
Er wusste:
Nähme er den Brief namens „Powl“ nicht, so würde er wieder angeschrien werden oder gar gleich zerfetzt.
Nähme er den Brief hätte er seine Ruhe. Egal was kommt. Noch stressiger konnte es für ihn kaum noch werden. So oder so, er kam nicht umhin den Brief nicht zu nehmen.
Vorsichtig streckte Powl seine Hand aus und griff nach dem Umschlag. Ein wenig zitternd holte er sich den Briefumschlag heran und hielt ihn sich vor die Augen.
Es war ein normaler Brief. Zumindest sah es so aus. Aber das hatte er bei der Stadtkarte auch gedacht.
„Brief?“, sprach er den Umschlag schüchtern an. „Hörst du nicht, Brief?“, fuhr er etwas fordernder fort.
Der Brief wollte nicht hören. Das störte Powl sehr.
„Ein ganz normaler Brief im Haus von Gott?“, dachte er sich. Ganz klar! Eine Falle oder so etwas. Powl hielt den Umschlag gegen das Licht und versuchte den Inhalt zu erkennen.
So wie es schien, war es nur ein Blatt Papier. Enttäuscht lehnte er sich in den Stuhl zurück und fummelte an dem Umschlag herum.
Vorsichtig riss er eine Ecke ab und steckte den Finger in den Umschlag, mit dem er anschließend die Kante aufriss. Er pustete leicht in das Kuvert hinein, sodass sich dieses öffnete und Powl das Papier herausfischen konnte.
Er legte den Umschlag zurück auf den Schreibtisch und klappte das Blatt Papier sorgsam auseinander.
jojojobe2002

reg. User
25.02.2005
17:58 Uhr
mein finger tut hier ja schon vom durchscrollen weh;o) lass mich raten. du studierst! und lass mich weiter-raten......du studierst Literartur! richtig?:O)
matze2910

Plankenschrubber
25.02.2005
18:15 Uhr
ja germanistik. aber ich studiere es, weil ich gern schreib und nicht anders herum. hast du denn auch gelesen? *mal so frag*
jojojobe2002

reg. User
27.02.2005
19:41 Uhr
öhhmmm. ich hab heut morgen angefangen. irgendwann wurde ich dann aber zum abendbrot gerufen;o)
matze2910

Plankenschrubber
28.02.2005
17:41 Uhr
„Öffne die linke Schublade, Powl. Du siehst 3 Kästchen. Nimm das Blaue heraus und öffne es. Nimm eine Pille aus dem Kästchen und schlucke sie dann. Wir sehen uns gleich.
Pius“

Powl folgte den Anweisungen und begutachtete den Inhalt des blauen Kästchens. Lauter Pillen lagen in ihm. Powl musste kichern. Gott nimmt also Ecstasy, dachte er sich.
„Prost!“, tönte er.
Dann nahm er eine Pille und verschwand.

In diesem Moment, irgendwie ganz woanders, vielleicht auch in einer anderen Zeit, nahm irgend jemand auch so eine Pille, erschrak bei dem Gedanken daran, dass Gott irgendwo verstummt, armselig und sehr, sehr traurig in einer Ecke lag und vor sich hinsiechte, aber bemerkte schnell, dass es sich wohl um eine Droge handelte, zufrieden im Rausch durch ein weißes Licht ging und selbstsicher auf beiden Beinen in dem Raum landete, in dem er diese Pille genommen hatte - jedoch mit dem Unterschied, dass nun jemand mit einer braunen Kutte vor ihm stand und er feststellen musste, dass er weder jemand anderes war, noch dass er sich in einer anderen Zeit befand. Naja, nicht ganz. Powl war schon durch die Zeit gereist. Aber das erfuhr er erst später.
Vorerst musste er sich begnügen damit beschäftigt zu sein, zu verstehen, was eben passiert war und vor allem, warum er sich selbst in dreifacher Ausführung begegnet war, nachdem er durch das Licht gegangen war. Es wollte auch nicht in seinen Kopf, warum er sich in dem Gespräch mit sich selber immer wieder beleidigt hatte und Gott kauernd in der Ecke saß, während jeder Gedanke aus seinen Ohren herausgetropft war.
Powl fragte sich, ob er stand oder lag.
Er blickte an sich herab und sah seine Füße auf dem Boden stehen. Jedoch fühlte er ihn nicht. Statt dessen kam es ihm vor, als läge er unter einer dicken Bettdecke auf dem Grund eines Swimming Pools.
Die Umgebung widerte ihn mit ihrem Gewaber und Unscharfsein regelrecht an.
Mit aller Kraft versuchte er ein Bein nach vorne zu bewegen und stellte schnell fest, dass er schon viele Schritte gegangen war, bevor er zu ende gedacht hatte.
Seine Ohren probierten etwas neues aus und begannen über Kant zu philosophieren, während seinem Gehirn unentwegt zum Kotzen war.
Jeder Atemzug füllte seinen Körper wie einen Ballon mit Luft, so dass Powl alle Atmung ausschaltete und zur Photosynthese überging. Dass er dabei vollkommen grün wurde, hielt er für plausibel und kümmerte sich nicht weiter drum.
Die Gestalt in der braunen Kutte hatte für Powl schon jeglichen Witz verloren, als sie sich zum zweiten mal in einen Pinguin verwandelte und Kasatschock tanzte. So sehr Powl das auch witzig fand, war es ihm beim dritten mal zu abgedroschen. „Klischee, Klischee!“, formulierte er in Gedanken, transportierte die zwei Wörter über eine Umleitung durch seine Kniescheiben in Richtung Mund und brabbelte: „Kosmonaut“.
Dann schloss er die Augen, kuschelte sich gemütlich in die Bettdecke am Grund des Pools und wachte langsam auf.
„Schön, das du gekommen bist Powl.“, begrüßte ihn das Wesen in der braunen Kutte.
„Hast du mal ne Kopfschmerztablette für mich? Ich fühle mich, als hätte mein Hirn sich mal so richtig ausgekotzt...“, sagte Powl und hielt sich den Kopf.

„Ja, so geht das jedem beim ersten Mal. Warte einfach ein paar Sekunden und schon ist es wieder weg.“, sagte die Gestalt.
Powl erhob sich von seiner Schlafposition und schwankte. Noch immer musste er sich den Kopf halten, da die Welt um ihn herum Karussell fuhr. Powl wäre gerne auf den Schreibtisch aufgesprungen und eine Runde mitgefahren. Doch der Tisch war zu schnell.
„Powl, weißt du, weswegen du hier bist?“, fragte das Wesen sanft.
„Nein“, gab Powl klar zu verstehen, „ich habe nicht den geringsten Schimmer.“
Die Gestalt Schritt auf Powl zu und pustete ihr ein Pulver in das Gesicht. „Damit du klarer wirst.“, fügte sie freundlich hinzu.
Powl verzog sein Gesicht und atmete krampfhaft ein. Das Pulver nahm ihm seinen Atem, weswegen er die Hände auf die Knie stützen musste.
„Wer...“, hustete er, „...bist du? Dieser Pius?“
„Ja, ganz recht Powl. Ich bin Pius. Wir wären uns vorhin beinahe begegnet. Zum Glück nicht, denn sonst wärst du ja nicht hier.“
Powl hatte sich inzwischen erholt und versuchte nun zu verstehen, was Pius eben gesagt hatte.
„Wie, wir wären uns beinahe begegnet? Wann denn?“
„Na vorhin, als du Unus Primus verloren hattest. Sag mal Powl, kannst du nicht einfach geradeaus gehen? Ich meine, wie kann man sich DA verlaufen?“
„Jaja, ist schon gut. Das passiert halt mal. Aber jetzt antworte mir!“, forderte Powl.
„Ich war der Tote in dem Sarg - äh nein, ich werde... nein, also pass auf: Ich bin der Tote im Sarg - naja zumindest in der Zeit, in der du vorhin warst.“, versuchte Pius zu erklären.
„Ahja...“, kommentierte Powl und verzog sein Gesicht zu einem Fragezeichen.
„Du musst verstehen, dass wir nicht mehr in der Zeit von vorhin sind, sondern in einer anderen. Hmmm, nun ja, nicht wirklich in einer anderen Zeit. Vielmehr befinden wir uns hier im Off der Zeit. Das ist die Zeit vor dem Anfang und dem Ende der Zeit. Hier treffen Zukunft und Vergangenheit aufeinander.Soweit verstanden Powl?“, fragte Pius.
Powls Fragezeichen-Gesicht pulsierte und lief rot an. Seine Ohren pumpten alles Blut zurück ins Gesicht. Sie wollten einfach nicht mehr zuhören.
Der Grund war ganz einfach: Jeder Mensch schaltet die Ohren ab, wenn er etwas Unangenehmes aber Wahres hört. So, als wenn die eigene Mutter einem mit 18 Jahren sagt, dass man öfter als alle 5 Tage die Unterwäsche wechseln sollte. Man weiß es, man versteht es aber man will es nicht hören.
So ungefähr ging es Powl.
Pius sah ihn ausdruckslos an.
„Pius, okay, alles klar.“, sagte Powl genervt. „Es mag ja sein, dass du irgendwas von mir willst. Es mag ja auch sein, dass alles, was du gesagt hast, einen Sinn macht. Nur, und jetzt höre mir genau zu, ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Lust auch nur im Entferntesten verstehen zu wollen, was du sagst. Geht es nicht vielleicht ein wenig einfacher? Mal ganz ohne mystisches Gehabe und Geheimniskrämerei? Ich kann‘s echt nicht mehr ab."
Pius wusste nicht was er tun sollte und zupfte an seinem Kittel herum. Dann hatte er eine Idee, ließ Powl so stehen, wie er eben stand und sprintete zu einem Beistelltischchen, auf dem ein Kästchen stand. Er öffnete es und nahm ein weißes, längliches Etwas raus. Er ging wieder zu Powl und reichte es ihm.
Powl erkannte, dass es ein Joint war und lächelte Pius dankend zu.
„Hast du mal Feuer?“, fragte er.
„Nein. Du brauchst kein Feuer. Zieh einfach daran.“, erwiderte Pius.
Powl sah sich den Joint verwundert an und nahm vorsichtig einen Zug. Tatsächlich spürte er wie sich seine Lungen füllten und kurze Zeit später stellte sich für Powl das gewohnte Ergebnis in seinem Kopf ein.
„Danke, man. Das hab ich echt gebraucht. Scheiß Automat...“
„Kein Problem.“, gab Pius freundlich zu verstehen und verzog sogleich sein Gesicht. "Also Powl, höre mir einfach zu. Du wirst es verstehen.“
Pius legte seine Kapuze in den Nacken und rieb sich die Hände.
„Setz dich lieber hin.“, empfahl er Powl, was dieser ohne Widerrede tat und sich auf den hölzernen Boden setzte.
Pius rollte mit den Augen, kratzte sich am Kopf und bat Powl doch lieber aufzustehen, um sich später wieder hinsetzen zu können, was - so war Pius der Meinung - später unbedingt von Nöten sei.
Powl dachte sich nichts dabei. Freudig gelaunt stand er wieder auf und zog weiter an seinem Joint herum. Er grinste leicht debil und versuchte nicht einmal das zu verbergen.
„Gut. Bleib erst einmal so stehen. Du sitzt noch früh genug.“, gab Pius zu verstehen und fuhr weiter fort: „Wie ich bereits sagte, bist du hier sozusagen im zeitlichen Nirgendwo. Die Zeit ist ein Kreis, der sich immerwährend schließt.“
„Im Prinzip so wie Elton John es einst gesungen hat?“, fragte Powl.
„Elton John?“, erwiderte Pius entgeistert.
„Ja Elton John. Mit dem Song aus diesem Löwenstück. ‚Inner circle of life‘. Oder irre ich mich?“, versuchte Powl zu erklären.
„Naja...“, gab Pius von sich und machte eine kleine Gedankenpause, „...nicht wirklich - aber egal. Was ich sagen wollte: wir sind hier genau da, wo die Zeit beginnt und die Zeit endet, da sie sich wie ein Kreis verhält. Wo eine Zeit aufhört, da muss eine neue Zeit anfangen. Verstehst du?“
Powl nickte ganz langsam und inhalierte noch einmal kräftig.
„Gut. Okay. Ich hätte nicht gedacht, dass du das so schnell verstehen würdest.“, freute er sich und strahlte Powl mit einem Lächeln an. Powl lächelte zurück, obwohl er eigentlich sagen wollte, dass er es immer noch nicht verstanden hatte. Doch der Joint ließ ihm keine andere Wahl.
„Und vorhin, also als du und Bungee den Trauerzug gesehen habt, da war ich in dem Sarg. Da war ich tot. Das spielt aber keinerlei Rolle mit meinem Erscheinen hier, da ich erst sterbe, wenn ich diesen Ort in dieser Zeit verlasse. Daher mach dir nichts um meinen Tod.“
Powl akzeptierte diese Worte total und begann mit dem linken Bein einzuknicken, so dass er schief dastand.
„Naja, jedenfalls werden wir uns nie wieder begegnen außer jetzt hier und sozusagen für immer - für immer deshalb, weil hier keine Zeit existiert und wir sozusagen endlos hier sind.“
Auch diese Worte verstand Powl vollkommen, knickte mit dem rechten Bein ab und fand sich in einer halben Hockstellung vor.
„Warum ich dich hierher bestellt habe, ist dir gewiss noch sehr unklar. Wie du aber weißt ist Jahwe vor einiger Zeit verschwunden und...“, versuchte Pius zu erklären und wurde von Powl mittendrin unterbrochen.
„Pius...? Ich liebe dich, man! Ja, ich liebe dich, alter!“, lallte Powl in wackeliger Pose hockend.
Pius sah sich unsicher nach allen Seiten um und fragte sich langsam, ob Powl der richtige für diese Aufgabe wäre. Leicht rot erwiderte er Powls Worte und begann den Faden seiner vorherigen Worte wieder aufzunehmen.
„Jahwe, mein Herr und Gott deiner Welt, ist verschwunden. Es passiert ungefähr in etlicher Zeit von hier aus gesehen. In deiner Zeit ist es ungefähr schon eine Woche her. Das letzte mal, bei dem man ihn gesehen hat, war, als er fluchend vor dem Tribunal stand. Ab da verliert sich jede Spur.“
„Moment! Moment!“, gab Powl seinen Einwand zu verstehen und machte eine Geste, die als Urgroßvater jeden Columbos hätte herhalten können. Er fasste sich, mit dem Joint in der Hand, an die Stirn und starrte einmal diagonal durch den Raum.
„Jahwe ist nicht der Gott... meiner Welt. Er ist nur... ein Gott eines Teils... der Welt. Es ist also falsch, was du gesagt hast.“, gackste Powl.
„Wir können uns hier nicht mit Einzelheiten befassen. Lass es mich so erklären: die Welt und ihr Glaube ist nur ein riesen Franchise-Unternehmen. Es gibt viele Teilhaber.“
Powl guckte blöder aus seiner Wäsche als ihm lieb war. Er setzte sich auf den Boden.
„Ich sagte ja, dass du dich noch setzen wollen würdest.“, triumphierte Pius und lächelte sanft.
„Du musst Jahwe finden. Du bist der Einzige, der dazu in der Lage ist. Frag mich nicht warum, aber es scheint zweifelsfrei so zu sein. Unus Primus wird schon wissen wieso.“, gab Pius unmissverständlich zu verstehen.
Powl gluckste. Pius lächelte immer noch sehr milde.
„Du musst jetzt wieder gehen. Ich habe alles organisiert. Nimm diese Pille und führe deinen Weg fort!“, fügte Pius hinzu und hielt ihm eine graue Pille entgegen.
Powl saß versteinert im Schneidersitz auf dem Boden und vergrub seinen Kopf zwischen seinen Beinen.
„Powl, hast du zugehört? Hast du mich verstanden? Ich kann nicht mehr länger hier bleiben.“, sagte Pius eindringlich.
Powl reagierte nicht viel. Er hob nur seinen Kopf und sah Pius an.
„Hast du mich verstanden?“, fragte Pius noch einmal - doch dieses mal sehr erregt.
Powl richtete sich auf, torkelte leicht auf Pius zu und besah sich die graue Pille in dessen Hand.
„Ich weiß zwar nicht was du denkst, aber ich fühle mich, als wäre ich in diesem Matrix-Film. Nur mit dem Unterschied, dass ich das hier noch weniger verstehe.“, raunte Powl und schluckte die Pille unversehens.
Sekundenbruchteile später war er verschwunden und ließ Pius allein, der das mit einem Kopfschütteln quittierte.
jojojobe2002

reg. User
03.03.2005
14:35 Uhr
ich hab jetzt auch mal was für euch;o)

Kompetenzgerangel unter Beamten
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Unsere Kleinstadt steckt grade in einer Krise. Begonnen hatte alles
mit der Damentoilette im Rathaus, die plötzlich und ohne Vorwarnung
verstopft war.
Ein Verwaltungsbeamter des mittleren Dienstes wagte es daraufhin
selbstherrlich und in völliger Überschätzung seiner Kompetenz, einen
hiesigen Sanitärbetrieb mit der Schadensbeseitigung zu beauftragen.
Glücklicherweise war ein Beamter des gehobenen Dienstes zugegen, als
die Handwerker eintrafen. Sofort erkannte er die Tragweite des
Skandals. Nicht nur, dass ein Schwippschwager des Untergebenen in der
Firma arbeitete, nein, der Auftrag hätte ordnungsgemäß ausgeschrieben
werden müssen - europaweit natürlich!
Der Inspektor veranlasste sofort die nötigen Schritte: Die Firma wurde
des Hauses verwiesen, das Damenklo versiegelt, der Auftrag
ausgeschrieben und gegen den Hauptsekretär ein Disziplinarverfahren
eingeleitet. Weiter verfügte der Inspektor, dass das Herrenklo bis zur
Reparatur zum Damenklo umfunktioniert werde und die männlichen
Beschäftigten ihre Notdurft an der in der Nähe stehenden Linde zu
verrichten hätten.
Die Betroffenen beschwerten sich daraufhin beim Personalrat, da diese
Regelung ja auf das "große Geschäft" kaum Anwendung finden könne. Der
Inspektor bestellte daraufhin einen ToiToiToi-Container, allerdings
ohne Rücksprache mit seinem Dienstvorgesetzten und ohne Ausschreibung.
Ein zufällig an der Linde urinierender Beamter des höheren Dienstes
ließ den eintreffenden Container sofort wieder abfahren und für das
intakte Klo eine Art Dienstplan erstellen. Der Hausmeister wurde
beauftragt, alle zwei Stunden das Geschlechtspiktogramm an der
Toilettentür auszutauschen. Der Inspektor bekam ein
Disziplinarverfahren.
In der Tatsache, dass die Männer während der Damenbenutzungszeit ihr
kleines Geschäft weiterhin an der Linde verrichteten, sahen die
weiblichen Beschäftigten einen illegitimen Vorteil und intervenierten
bei der Gleichstellungsbeauftragten. Der Bürgermeister ließ daraufhin
die Linde fällen, ohne Rücksprache mit dem Umweltministerium
und ohne europaweite Ausschreibung.
Inzwischen ist die ganze Führungsetage des Rathauses suspendiert. Die
Wurzel allen Übels hat sich dann vor dem Eintreffen des maltesischen
Klempners und des Toilettencontainers aus dem nordfinnischen Rovaniemi
erledigt. Ein Praktikant hatte von zu Hause eine Handspirale
mitgebracht und die Verstopfung beseitigt.
Diese beispiellose Eigeninitiative stellte die Verwaltung nun
allerdings vor ein Riesenproblem: Vor der Einleitung eines
Disziplinarverfahrens muss der junge Mann ja erst noch verbeamtet
werden.
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